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»Design formt Mensch formt Gesellschaft«: Es gibt eine große Zahl von Veröffentlichungen, die sich mit dem Thema »Arbeit der Zukunft« befassen und die sich einig sind, dass die Arbeitswelt einen grundsätzlichen Wandel durchlebt. Dieser bedeutet für die Betroffenen des Wandels – Arbeitnehmer und Unternehmen – umfassende Konsequenzen. Die Auseinandersetzung mit der Thematik ist primär von Analyse und Problemdefinition geprägt, deutlich seltener von Handlungsempfehlungen und Praxisbeispielen. Des Weiteren stellt sich die Frage, ob sich die Arbeitswelt verbessert oder verschlechtert, ob es mehr Chancen oder mehr Bedrohungen geben wird. Die Mehrheit aller Quellen setzt hierbei auf eine positive Zukunft. In der Regel kommen die gleichen Trends zum Ausdruck. Zum einen die allgemein bekannten Megatrends Digitalisierung, demografischer Wandel, Globalisierung und Wertewandel. Zum anderen acht konkretere Trends der Arbeitswelt, die sich alle mit den genannten Megatrends verbinden lassen: Mobilität, Wandel der Organisationsmodelle, Entgrenzung, Neues Management, Neue Technologien, Sinnhafte Arbeit, Wandel der Arbeitsinhalte, Neue Unternehmenskultur.

Viele dieser Trends sind längst Bestandteil der Kreativbranche. Dennoch gibt es immer wieder Aspekte, die neu aufgegriffen werden. Gestalter können heutzutage alles machen, aber die Auflösung der gestalterischen Disziplinen führt zu einer ständigen Überforderung. Dahingegen sind Designbüros starr sowie traditionell und erzeugen ein stetig größer werdendes Heer an Mikrobüros, Freelancern und Einzelkämpfern, die komplexere Projekte nicht bewältigen können. Ein neuartiges Designbüro soll die Lösung sein und wachsender Selbstständigkeit eine bessere Organisationsstruktur ermöglichen. Auch Agenturen und Büros sehen sich mit den Themen Fluidität und agiles Marketing konfrontiert, um Aufgaben und Projekten dynamischer, flexibler und schneller entgegen treten zu können. Darüber hinaus werden Gestalter zunehmend in neuen Bereichen arbeiten, die mit einer intelligenten Haltung verbunden sind, nicht mit einem simplen Kaufreiz. Da jeder Zugang zu Designwerkzeugen hat, wird die Qualität der gestalterischen Lösungen entscheidend sein. Diese müssen schnell entstehen, jedoch einen breiten Bedeutungshorizont berücksichtigen. Die konzeptionelle Arbeit rückt in den Vordergrund. Dies führt möglicherweise in der Ausbildung zu einer Schwerpunktverlagerung von der Anwendung auf die Strategie. Ohnehin werden Designer in Zukunft als Kommunikatoren auftreten müssen, die über Papier und Bildschirm hinaus denken können.

Trotz aller Prognosen soll diese Untersuchung keine Antwort auf die Frage geben, wie wir morgen arbeiten werden. Vielmehr sollen die vielen Aussagen eine Stichprobe darstellen, einen Einblick in die Thematik geben und Nachwuchsgestaltern einen Anreiz bei kommenden Entscheidungen bieten. Das Ziel dieser Untersuchung ist die Verbindung von aufgenommenen Prognosen mit realen Erwartungen und Erfahrungen, weshalb Gespräche und Konversationen mit Hamburger Kreativen über die kreative Arbeit der Zukunft zustande kamen.

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Michael Scholz: Wie werden wir morgen arbeiten? Semesterarbeit und Teil des Gruppenprojektes »Design formt Mensch formt Gesellschaft« des Master-Jahrgangs 2015.